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28.08.2023
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News aus der Ukraine Nr. 16, August 2023
GUTEN TAG, BONJOUR, BONGIORNO Доброго дня!
Die Sommerpause geht zu Ende und ich befinde mich auf dem Rückweg von Deutschland in die Schweiz. Nach Hause fuhr vor ein paar Monaten auch Maria Bilodid, Präsidentin des SI Clubs Kijew. Im Gespräch mit Annelies Debrunner erzählt sie, wie ihre Rückkehr war und wie ihr Leben jetzt aussieht. Sie hat in ihrem Club Hilfsaktionen und Projekte lanciert, um die Folgen des Krieges zu bewältigen. Unsere Spenden sind hochwillkommen, geben den Soroptimistinnen Zuversicht und helfen, die Strapazen und Konsequenzen des Krieges zu lindern. Die Soroptimistinnen in der Ukraine geben nicht auf. Auch wir dürfen nicht aufhören zu geben – herzlichen Dank für eure Unterstützung!
Catherine Schuppli, Präsidentin SI Union Schweiz
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Rechtzeitig zurück zum Jubiläum des SI Club Kijev
Seit einem Vierteljahr ist Maria Bilodid wieder in der ukrainischen Hauptstadt Kijew, nachdem sie kurz nach Kriegsbeginn im März 2022 mit ihren zwei Kindern in die Schweiz geflüchtet war. Während des Gesprächs erzählt Maria, Präsidentin des SI Club Kijew wenig über die Schrecken des Krieges in diesem Land. Viel eher schildert sie ihren Alltag, das Bemühen um ein positives Überstehen des Krieges, hin zum Sieg und zum Frieden.
Wie geht es Maria, nachdem die Familie während mehr als einem Jahr getrennt gewesen war?
«Ich bin zufrieden, dass ich hier bin», meint Maria. Sie sei sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Natürlich sei der Alltag in Kijew total anders, denn «wir wissen nie was passiert.» Man muss somit spontan leben und gleichzeitig den Alltag und die Zukunft strukturieren können. Wichtigste Etappe ist hierzu, dass die zwei Kinder nach den Sommerferien in die erste Klasse und in den Kindergarten gehen werden. Man wartet also darauf, zu wissen, zu welchem Datum und in welchem Schulhaus die Kinder das neue Schuljahr nach den Sommerferien beginnen werden. Zudem wird die Familie demnächst etwas ausserhalb von Kijew in ein Haus ziehen. Dies bedeutet mehr Sicherheit, denn die Liegenschaft hat einen grossen Keller, der als Luftschutzkeller benutzt werden kann.
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Spontan ein Projekt aufgleisen
Als Präsidentin des SI Club Kijew kümmert sich Maria auch intensiv um Projekte, worüber sie später noch erzählen wird. Nicht geplant war der Einsatz gegen die Katastrophe des Dammbruchs in Cherson. Maria hatte mit ihrem Club sofort reagiert. Nach fünf bis sechs Tagen konnten die von den Soroptimists gespendeten Hilfsgüter geschickt werden. 100 Decken, 100 Esspakete sowie 100 Hygienepakete erreichten die Bedürftigen und wurden verteilt. Im August wird Maria ins Gebiet reisen, um sich vor Ort zu orientieren.
Maria betont aber, dass die Wasserkatastrophe und die noch unabsehbare oekologische Katastrophe lediglich ein Teil der Tragödie seien, obwohl dabei 16 Verstorbene und 31 Vermisste zu bedauern sind.
Der andere Teil ist das kulturelle Erbe. Das Gebiet um Cherson war nämlich bekannt für die Heilerde. Die Ukrainer und Ukrainerinnen liebten es, sich in diesem Gebiet mit weisser und blauer Heilerde bei verschiedenen körperlichen Beschwerden behandeln zu lassen. «Es ist eine alte weise Kultur», präzisiert Maria.
Die ukrainische Kultur, die wir leider in Westeuropa während Jahrzehnten zu wenig wahrgenommen haben, beinhaltet selbstverständlich nicht lediglich alte Formen der Körperheilung mit Erde. Sie beinhaltet verschiedenste traditionelle und moderne Kulturformen, wie Musik, Malerei, Dichtkunst.
Leider wurde die ukrainische Kultur oft in die russische subsumiert. Seit Jahrzehnten setzte die russische Regierung Druck auf und versuchte die ukrainische Kultur und Sprache als zweitrangig darzustellen oder gar zu negieren.
Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow schreibt im «Tagebuch einer Invasion»: «Tatsächlich aber hatte Russland den Krieg um die kulturelle Vorherrschaft über die Ukraine und andere ehemalige Sowjetrepubliken schon viel früher erklärt. Seit den frühen 2000er-Jahren gibt der Kreml jährlich Dutzende Millionen Euro aus, um der ganzen Welt zu beweisen, dass die russische Kultur … die Oberhand hat.»
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Vom Glück und vom positiven Denken
Obwohl während des ganzen Gesprächs die Belastung, der Maria und wohl alle Menschen in der Ukraine ausgesetzt sind, sehr spürbar und auch bedrückend ist, betont Maria sehr stark das Positive in ihrem Land und in ihrem persönlichen Erleben. Zwar erzählt sie, beinahe in einem Nebensatz, von den Krankheiten der Kinder kurz nach der Rückkehr aus der Schweiz. Sie sagt: «Ich bin wirklich glücklich jeden Tag, danke, dass ich gesund bin. Falls ich mir mal Sorgen mache, so denke ich: ‘Es könnte schlimmer sein’.»
In diesem Zusammenhang kommen wir auf die Religion zu sprechen, und ich erzähle Maria, dass ich im März Kirchen in Lviv besucht habe, wo viele Menschen Trost in der Liturgie und im Gesang gesucht haben.
Maria sagt dazu, dass sie orthodox erzogen worden sei, aber viele Religionen respektiere, solange diese nicht sektiererisch seien. «Es gibt den Menschen Kraft in dieser schwierigen Zeit. Es gibt Leute, die nicht geglaubt haben – jetzt beten sie. Das hilft.»
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Eine Zukunft ohne Krieg – «Hauptsache wir gewinnen diesen Krieg»
Maria ordnet dem Glauben an eine Zukunft ohne Krieg alles unter. Sie sagt, dass die Geschäfte ihres Mannes seit Kriegsbeginn sehr viel schlechter laufen würden, dass das Geld knapp sei, aber zum Leben reichen würde. Dies ist jedoch für beide nebensächlich: «Hauptsache, wir gewinnen diesen Krieg.» Es ist nachvollziehbar, dass für Maria und ihre Familie – wie für die meisten Menschen in der Ukraine - seit Kriegsbeginn das persönliche Wohlergehen in den Hintergrund getreten ist. Viel wichtiger ist ihnen die ukrainische Gesellschaft im Überlebenskampf während dieses grässlichen Krieges.
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Projekte, um die Traumata zu bearbeiten
Maria erzählt zudem von geplanten Projekten, welche der Club SI Kijew realisieren möchte. Sie, die schon seit langem viele ehrenamtliche Tätigkeiten ausgeübt hat, strotzt vor Ideen, was sie als Präsidentin gemeinsam mit den Soroptimistinnen in Kijew ‘auf die Beine stellen könnte’. Dadurch, dass der Staat in dieser Kriegszeit gerade bezüglich der Behandlung von Traumata keine Finanzen erübrigen kann, werden Initiativen von Ehrenamtlichen umso dringlicher. Die Soroptimistinnen in Kijew wollen hierzu Projekte entwickeln. Menschen sollen beispielsweise durch verschiedene Therapieformen von Fachpersonen auf ihrem Wege der Heilung begleitet werden. Besonders wichtig wären gemäss Maria Maltherapien und Körpertherapien. Fachleute, die in diesen Bereichen eine fundierte Ausbildung haben, sind in Kijew bereit für diese Aufgaben.
Maria ist rechtzeitig zurückgekehrt, um als Präsidentin des SI Kijev das Jubiläum aufzugleisen. Das Interview wurde anfangs Juli geführt.
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Kontakt zur Ad-hoc Kommission: ukraine@swiss-soroptimist.ch
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